Maria Riesch: „Sie nannten mich Schneekettenmaul"

Die Schneekönigin erzählt, wie ihr Mitschüler, Trainer und Ski-Kollegen das Leben zur Hölle machten

Jeder kennt Maria Höfl-Riesch (27) als strahlende Doppel-Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Dauer-Weltcupsiegerin. Doch hinter den Kulissen wird auch eine Top-Skifahrerin manchmal richtig fertig gemacht. Selbst von den eigenen Trainern. Maria Höfl-Riesch schreibt in ihrem Buch „Geradeaus“, wie sie schon als Kind unter Mobbing litt und wie heftig sie ihr Ex-Trainer Mathias Berthold kritisierte.

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2009, WM in Val d’Isere. Es läuft (noch) nicht. Trainer Mathias Berthold staucht Maria vor versammelter Mannschaft zusammen. Am Ende gewinnt sie Gold im Slalom.

„Er gerät dermaßen in Rage, dass er uns bei der Teamsitzung die Leviten liest. (...) War es ein guter Tag und gibt es Lob zu verteilen, schaut er denjenigen an, für den es gedacht ist. Heute klebt sein Blick stur auf den Zetteln, die er in der Hand hält. Von den Athletinnen sind Gina Stechert und ich anwesend. (...) Es ist also offensichtlich, wen er mit seiner Predigt meint – die Versagerin des Tages, das bin aus seiner Sicht offenbar ich. (...)

Wenn er sähe, wer die Medaillen hole, stöhnte er, würde ihm schlecht. Was ich abgeliefert habe, sei peinlich. Wie man sich bei so einem Großereignis nur so präsentieren könne, absolut indiskutabel. Und so weiter, immer voll drauf. (...)

Ich kenne solche Ausfälle von ihm. (...) Immer sehr persönlich. Und immer in der Runde, vor anderen. Beim Schneelehrgang in Neuseeland saß ich einmal im Lift neben einem Servicemann, der sein Funkgerät anhatte. Plötzlich hörten wir, wie der Coach sich aufregte: „Ich bekomme Augenkrebs, wenn ich die fahren sehe! (...)

Gina und ich beschließen, etwas zur Frustbekämpfung zu unternehmen. Was sollen wir im Hotel herumhocken, dadurch wird unsere Laune keinen Deut besser. Wake up heißt die Bar, die uns geeignet erscheint, um auf andere Gedanken zu kommen. Und Sambucca heißt die Medizin. (...) Vernünftig ist unsere Entscheidung nicht, das wissen wir, aber man kann nicht immer vernünftig sein.

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Schon als Kind bekam Maria mit, was Mobbing ist.

„Mein Fokus lag seit der Kindheit darauf, Ski zu fahren. Ansonsten war ich einfach nur ich, und damit bin ich ganz gut zurechtgekommen. Außer am Anfang meiner Karriere, als Schülerin, als ich in die Auswahlmannschaft unseres Skigaus kam. Dort haben mich andere Kinder ziemlich gemobbt. Wobei das kaum meinem Charakter zuzuschreiben war, von dem konnte man sich schwer ein Bild machen.

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